Gestein des Jahres 2023
Grauwacke

Kennen Sie Begriffe aus dem Deutschen, die in den internationalen Sprachgebrauch übernommen wurden? „Kindergarten“, „Schnitzel“ und „Weltschmerz“ dürften die bekanntesten sein. Auch der altertümlich anmutende Name der Grauwacke, des Gesteins des Jahres 2023, wird weltweit fast unverändert in vielen Sprachen verwendet; so spricht man im Spanischen von grauvaca, im Englischen von greywacke (oder graywacke) und im Russischen von граувакка (grauvakka). Der Gesteinsname stammt aus dem Harz, wo er spätestens im 18. Jahrhundert nachweisbar ist. Eindeutig ist auch die sprachliche Verwandtschaft mit dem „Wackerstein“. Auch für Johann Wolfgang von Goethe (1749 bis 1832) war die Graue Wacke vom Harz 1783 ein Begriff.

Die Grauwacke ist ein zumeist grauer Sandstein, in dem schlecht gerundete und unsortierte Sandkörner in eine sehr feste feinkörnige Matrix eingebunden sind. Es handelt sich um ein sehr widerstandsfähiges Gestein, das in vielen Varianten vorkommt.

Bildung und Vorkommen

Lange konnten sich die Geowissenschaftler die Entstehung dieses Gesteins nicht erklären. Wie so häufig, kam der Zufall zu Hilfe: In den 1950er Jahren untersuchten Geowissenschaftler im Nordatlantik eine Serie von Brüchen transatlantischer Telefonkabel, die sich 1929 ereigneten und offensichtlich mit einem Erdbeben vor der Küste Neufundlands in Zusammenhang standen. Die exakt gemessenen Zeitpunkte der Bruchereignisse konnten schließlich damit erklärt werden, dass durch das Erdbeben eine große Masse an Ton und Sand ins Rutschen geraten war, die als Trübestrom (vergleichbar mit einem Schlammstrom unter Wasser) den Kontinentalhang hinabglitt und die Kabel zerriss. Diese Trübeströme bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 70 km/h und können dabei mehr als 100 km zurücklegen. Die Wissenschaftler entnahmen im fächerförmigen Ablagerungsgebiet Proben und entdeckten darin genau die gleichen Merkmale, wie man sie auch bei der Grauwacke beobachtet hatte. So wurde ein jahrhundertealtes Geologie-Rätsel gelöst!

In Deutschland wird Grauwacke noch in 21 Steinbrüchen abgebaut. Bedeutende Vorkommen in Deutschland liegen in der Eifel, im Frankenwald und Harz, in der Lausitz und im Sauerland, im Thüringischen Schiefergebirge und bei Waldeck in Hessen – d.h. in den „alten“ Gebirgen, die heute die Mittelgebirgsschwelle Zentraleuropas bilden.

VERWENDUNG

Die Grauwacke ist ein variantenreicher und sehr widerstandsfähiger Naturstein. Neben der Verwendung als Wasserbaustein, Schotter, Splitt und als Zuschlagstoff für Asphalt und Beton, erfolgt auch eine Nutzung im GaLaBau , z.B. für Terrassenplatten, als Mauerstein oder auch als klassischer Pflasterstein. Sie überzeugt dabei mit sehr guter Haltbarkeit und sehr guten Pflegeeigenschaften.

In der Vergangenheit fand die Grauwacke auch vielfach im Hochbau Verwendung: als Verblendmauerwerk für Brücken oder Staudämme, z.B. am Damm der Edertalsperre. In den Abbauregionen findet sich das Gestein in zahlreichen profanen und kirchlichen Bauwerken, häufig im Sockelbereich aber auch an Fassaden, z.B. an den Kirchen in Gummersbach, Wipperfürth, Lindlar, im karolingischen Mauerwerk des Aachener Doms und auch im Kreuzgang des Magdeburger Doms.

Im Wadi Hammamat (Ägypten) wurde eine charakteristisch schwarzgrüne Metagrauwacke abgebaut, aus der Bildhauer Statuen und Reliefs schufen, die heute in vielen Museen der Welt zu bewundern sind

Quelle: www.geoberuf.de
Bild: Steinbruch Schwarzkollm, Sebastian Weber

Gestein des Jahres: BDG Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler (geoberuf.de)

Bisher haben die Auszeichnung "Gestein des Jahres"
erhalten:

2007 Granit 2015 Gneis
2008 Sandstein 2016 Sand
2009 Basalt 2017 Diabas
2010 Kalkstein 2018 Steinkohle
2011 Tuff 2019 Schiefer
2012 Quarzit 2020/21 Andesit
2013 Kaolin 2022 Anhydrit/Gips
2014 Phonolith 2023 Grauwacke
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20. September 2023

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Tag des offenen Granit-Steinbruchs Naundorf am 23. September
19. September 2023

Wir laden recht herzlich zur zweiten Auflage des "Tags des offenen Steinbruchs" ein - dieses Mal in den Granitsteinbruch in Naundorf (OT von Bobritzsch-Hilbersdorf).

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18. September 2023
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